Reaktionsweg, Bremsweg und Anhalteweg

In der Fahrschule lernst du für deinen Führerschein bzw. deine Führerscheinprüfung einige wichtige Faustformeln.
Diese Formeln sind wirklich sehr einfach, man muss es nur einmal richtig begriffen haben.
Hier habe ich sie für dich mal ganz einfach und genau erklärt!

Du bist mit deinem Auto im dichten Berufsverkehr auf dem Heimweg von der Arbeit nach Hause. Du bist gut gelaunt, hörst der Musik im Radio zu, summst nebenbei etwas mit der Musik mit und freust dich auf deinen Feierabend.

Plötzlich siehst du, dass die Fahrzeuge vor dir scharf bremsen und der Verkehr stoppt.

Dein Gehirn verarbeitet die gesehene Gefahr und gibt sofort einen Befehl an deinen Körper die Bremse zu betätigen. Endlich geht dein linker Fuß auf die Kupplung und dein rechter Fuß vom Gas und betätigt die Bremse.

In dieser Zeit ist dein Fahrzeug aber schon wieder ungebremst ein großes Stück weiter gerollt. Dieses große Stück ist der zurückgelegte Weg den du gefahren bist während du reagiert hast.

Das ist der Reaktionsweg. Es ist also der Weg vom Erkennen einer Gefahr bis zur Betätigung der Bremse, er dauert ungefähr eine Sekunde!

Jetzt trittst du endlich stark auf das Bremspedal um einen Aufprall zu verhindern, der Gurt hält dich fest und du musst dich schon kräftig am Lenkrad abstützen. Dein Auto verlangsamt stark, fährt aber noch weiter auf deinen Vordermann zu.
Endlich kommt das Auto zum Stehen.


Auch nach dem Betätigen der Bremse hat dein Auto also noch einen langen Weg zurückgelegt, bis es endlich zum Stehen kommt. Dieser Weg vom Betätigen der Bremse bis zum Stillstand des Fahrzeugs ist der Bremsweg.

Wenn du also dein Fahrzeug anhalten musst, brauchst du einen bestimmte Strecke zum Reagieren (Reaktionsweg) und eine bestimmte Strecke zum Bremsen (Bremsweg).

Also setzt sich der Anhalteweg aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammen.

Anhalteweg = Reaktionsweg + Bremsweg 

Der Anhalteweg ist also der Weg vom Erkennen der Gefahr bis zum Stillstand des Fahrzeugs.

Die Faustformeln

Diese drei Wege kann man auch mit Faustformeln berechnen!

Der Reaktionsweg

 (Vom Erkennen der Gefahr bist zur Betätigung der Bremse)

Der Bruchstrich bedeutet „geteilt durch“!
Es ist also genau dasselbe wie:
Geschwindigkeit : 10
3

Was passiert mit dem Reaktionsweg wenn man die Geschwindigkeit verdoppelt auf 100km/h?

Bei doppelter Geschwindigkeit verdoppelt sich also auch der Reaktionsweg!

Das ist bei dem Bremsweg anders!

Der Bremsweg

 (Vom Betätigen der Bremse bis zum Stillstand des Fahrzeugs)

 

Der Bruchstrich bedeutet „geteilt durch“!
Man könnte also auch schreiben

 

Geschwindigkeit : 10 · Geschwindigkeit : 10

Was passiert mit dem Bremsweg wenn man die Geschwindigkeit verdoppelt auf 100km/h?

Du hast deine Geschwindigkeit von 50km/h auf 100km/h verdoppelt. Dadurch ist dein Bremsweg von 25m auf 100m angestiegen!

Durch die Verdoppelung der Geschwindigkeit hat sich die Länge deines Bremswegs vervierfacht!

Der Anhalteweg

(Vom Erkennen der Gefahr bis zum Stillstand des Fahrzeugs)

Wie oben schon besprochen mußt du um den Anhalteweg zu berechnen den Reaktionsweg und den Bremsweg zusammenzählen.

Die Faustformel dafür ist also:

Die Reaktionswege und Bremswege bei 50km/h und 100km/h haben wir ja bereits oben ausgerechnet.

Um die jeweiligen Anhaltewege auszurechnen brauch wir sie nur noch in die Formel eintragen!

Die Gefahrbremsung

Jeder Fahrzeugführer muss in der Lage sein eine Vollbremsung durchzuführen. Es gibt Situationen, da musst du alles was geht aus deinen Bremsen rausholen.

Wenn z.B. ein Kind vor dein Auto läuft kann so eine Gefahrbremsung notwendig sein.


So eine Gefahrbremsung ist eine Schlagbremsung. Dabei haust du so schnell du kannst und so kräftig du kannst deinen Fuß auf das Bremspedal und trittst es so weit du kannst durch. Natürlich muss dabei auch zum Anhalten die Kupplung getreten werden!

Das ABS rattert, das Bremspedal unter deinem Fuß fängt an zu pulsieren. 

Moderne Autos haben alle ABS (Anti-Blockier-System). Dieses System verhindert, dass die Räder bei einer Vollbremsung blockieren.
Mit stehenden Rädern kann man nicht mehr lenken und einem Hindernis nicht mehr ausweichen darum müssen sich die Räder drehen.

Bei einer Gefahrbremsung  merkst du wie das ABS arbeitet. Immer wenn die Räder stehenbleiben wollen, löst das ABS etwas die Bremse und sorgt dafür, dass sich die Räder drehen.

Daher kommt das Rattern der Räder und das Tuckern im Bremspedal.

Wenn du also wirklich in der Lage bist das Optimale bei einer Gefahrbremsung rauszuholen, darfst du den normalen Bremsweg nochmal durch 2 teilen!

Die Faustformel für die Gefahrbremsung lautet also:

Jetzt berechnen wir noch die Gefahrbremsung bei 50km/h und bei 100km/h!

Auch bei der Gefahrbremsung vervierfacht sich der Bremsweg wenn du die Geschwindigkeit verdoppelst.

Für Fahranfänger ist die Gefahrbremsung gar nicht so einfach. Darum ist sie auch Bestandteil der praktischen Prüfung.

In der Autoprüfung musst du eine Gefahrbremsung aus 30km/h vorführen, in der Motorradprüfung eine Gefahrbremsung aus 50km/h!